Vor rund zwei Jahren öffnete die Lokremise in Zweisimmen ihre Tore. Nun wurde sie für den «Constructive Alps»-Wettbewerb nominiert. Dabei werden die nachhaltigsten Gebäude in verschiedenen Alpenländern ausgezeichnet.
Seit März 2020 steht in Zweisimmen eine neue Lokremise, die den Schneepflug inklusive Lok beherbergt. Da das Holzgebäude besonders nachhaltig ist, wurde es nun auch für einen Preis nominiert – den «Constructive Alps»-Wettbewerb.
Der internationale Wettbewerb wird zum sechsten Mal durchgeführt, wie der Medienmitteilung der Veranstalter zu entnehmen ist. Teilnehmen können Sanierungen oder Neubauten, die ökologisch, wirtschaftlich wie auch ästhetisch überzeugen. Aus 237 eingegebenen Projekten kamen nun 31 in die zweite Runde.
Darunter auch die neue Lokremise in Zweisimmen. Dabei wäre dieses Projekt beinahe nicht dabei gewesen: «Uns ist es gar nicht in den Sinn gekommen teilzunehmen», sagt Projektleiterin Andrea Baumgartner. Sie wurden von einem Jury-Mitglied eingeladen, ihr Projekt am Wettbewerb einzugeben.
«Das Gebäude ist an sich nachhaltig»
Gesagt, getan. Dass ihr Projekt nun von der Jury ausgewählt wurde, freut Baumgartner sehr. «In die zweite Runde zu kommen, ist eine grosse Überraschung – und eine grosse Freude.» Sie seien nun gespannt darauf, wie es weiterginge. Erwartungen, dass sie gewinnen, habe sie allerdings nicht: «Wir sind glücklich, dass wir so weit gekommen sind.»

Was aber macht das Projekt so nachhaltig? Zum einen: «Das Gebäude an sich ist einfach nachhaltig», sagt Baumgartner. Die Remise ist ein Abstellplatz für den Schneepflug inklusive Lok – «dafür braucht es keine Lüftung oder Heizung». Das Einzige, was die Lokremise benötigt, ist Strom. Und auch davon nicht besonders viel: vier Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr – die beste Note auf dem Energieausweis.
Was sie allerdings für die Nachhaltigkeit gemacht haben: «Wir haben von Anfang die klaren Bedürfnisse abgeklärt.» Am Anfang sei nicht klar gewesen, ob man eine Heizung brauche oder nicht, sagt Baumgartner. Sie haben abgeklärt, was die Remise alles brauche. «Ein Gebäude zu bauen, das nicht mehr gibt, als es muss – das ist nachhaltig.»
Das Gebäude ist 298 Quadratmeter gross, gebaut wurde es aus einfachem Holz. Warum? «Das bietet sich hier in Zweisimmen natürlich einfach an», erklärt Baumgartner. Das Dorf ist umgeben von Holz. Zudem sei Holz an sich auch einfach nachhaltig. Es gebe aber noch andere Gründe, weshalb sie das Material gewählt haben. Das Tor zur Lokremise.Foto: Thomas Telley
Bauarbeiten mussten schnell gehen
«Holz hat auch viele Vorteile für die Vorfabrikation und in der Element-Bauweise.» Mit Holz habe man eine kürzere Bauzeit als mit anderen Materialien. Dies sei bei diesem Projekt sehr wichtig gewesen: «Auf einem Gleis zu bauen, ist immer mit hohen Kosten verbunden», erklärt Baumgartner. Wegen der Sicherheitsauflagen müssen teilweise auch andere Gleise gesperrt werden. «Da ist man natürlich froh, wenn man schnell vorwärtskommt.»
Aber auch wegen allfälligem Schnee musste es schnell gehen. «Das Bedürfnis für die Lokremise war sehr gross, deshalb haben wir sie den über Winter gebaut», sagt Baumgartner. Die Planung begann im 2019, die Bauarbeiten fanden über die Wintersaison 2019/20 statt. Das sei nicht immer einfach gewesen: Sie machten sich Sorgen, dass sich die Bauarbeiten wegen des Schnees in die Länge ziehen würden.
Aber auch wenn das passiert wäre: «Wir hatten Pufferzeiten eingeplant, falls es wirklich viel schneien sollte.» Was nicht der Fall war. «Wir hatten sehr viel Glück», meint Baumgartner. Es habe erst gegen Ende Februar richtig geschneit – als die Remise bereits fertig war.
Sollte die Lokremise gewinnen, wäre es nicht die erste Auszeichnung, die das Projekt erhält. Im Jahr 2021 schafften sie es beim Prix Lignum – einem Preis, der Holzbauten verliehen wird – zwar nicht aufs Podest, aber sie erhielten ein Anerkennung. Dazu heisst es in der Medienmitteilung von Prix Lignum: «Die Architekten haben diese Aufgabe ungekünstelt und mit zeitgemässer Holzbauweise umgesetzt: ein zweckmässiger Nebenbau – nicht mehr und auch nicht weniger. Diese Klarheit verdient Anerkennung.»
Auch wenn es nicht für den ersten Platz reichte, ist Baumgartner sehr stolz auf die Auszeichnung. «Wir haben unseren Job gemacht, und es sind scheinbar alle zufrieden damit», sagt sie. Das beweist auch die Nominierung für den Architekturwettbewerb «Constructive Alps». Ob sie dort den Preis ergattern, ist noch offen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf jungfrauzeitung.ch