Die Plattform Haslital organisierte mit den lokalen Kandidatinnen und Kandidaten für die Grossratswahlen am Montagabend in Meiringen ein Podiumgespräch. Die Themen reichten von der Steuersenkung über den Tourismus bis hin zum Stadt-Land-Graben.
Zu elft sind sie, nur zwei fehlen. Was sie verbindet – oder auseinandertreibt – ist das gemeinsame Ziel: am 27. März in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt werden. Dem Wahlkreis Berner Oberland – zu dem die Region Haslital gehört – stehen insgesamt 16 Sitze zu. Unter dem Motto «Was mache de die ds Bärn?» stehen die Kandidaten Rede und Antwort.
«Man macht und revidiert Gesetze»
Zwei der Kandidaten, Andreas Michel (SVP) und Beat Kohler (Grüne), sind bereits alteingesessene Grossräte. Sie können die Frage, was man denn eigentlich in Bern mache, am besten beantworten. «Man sitzt viel rum, macht und revidiert Gesetze», meint Andreas Michel.

Wenn er Vorschläge macht, ist für Beat Kohler besonders wichtig: «Ich mache immer überparteiliche Vorschläge.» Je mehr Menschen dahinter stehen, desto besser kommt ein Vorschlag an. Meist reiche es nicht, wenn nur die Fraktion einen Vorstoss macht.
Neben den Einzelfragen müssen sich die Kandidaten in Gruppen auch einem Themen-Podium stellen. Als Erstes sind Daniel Studer (SP), Daniel Banholzer (Die Mitte), Adelheid Rubi Huber (SVP) und Tim Schläppi (Grüne) an der Reihe. Das Thema: Steuern.
Wer ist der Verlierer bei einer Steuersenkung?
Ein wichtiges Thema in Bern. Im Hauptstadt-Kanton sind die Steuern so hoch wie fast nirgendwo sonst. Wie wollen sich die Kandidaten diesem Problem nähern, wenn überhaupt? Daniel Studer: «Ich bin sehr froh, dass der Kanton Bern bei diesem krassen Steuerwettbewerb in der Schweiz nicht mitmacht.» Das habe seine Gründe: Der grosse Kanton habe viele Strassen und viele Schulen – eine Steuersenkung werde sich als zuerst dort bemerkbar machen.


Für Adelheid Rubi Huber hingegen ist klar: «Die Steuersenkung ist ein klares Ziel, das die SVP verfolgt.» Unter anderem solle der Kanton mit einer Steuersenkung auch für KMU interessanter werden. Daniel Banholzer macht zudem auf die Gebühren aufmerksam: «Teilweise werden in Bern noch Gebühren für die Karton-Abgabe gezahlt.»

Tim Schläppi ist mit Abstand der jüngste Kandidat. Mit seinen 18 Jahren ist er gerade noch in der Lehre. Noch muss er nicht viel Steuern zahlen – dennoch interessiert er sich für das Thema: «Ich fange ja auch schon bald an, Steuern zu zahlen». Aber: Er zahle diese gerne, solange sie für einen guten Zweck eingesetzt werden – beispielsweise für den öffentlichen Verkehr, so Tim Schläppi.
Wie soll die Schweizer Politik mit dem Tourismus umgehen?
Ein grosses Thema am Podium ist auch der Tourismus. Christine Kehrli (SP) ist überzeugt: Trotz des Corona-Virus sei der Tourismus im Haslital noch immer «sehr vielfältig». Bezüglich Tourismus hat sie aber auch einiges auszusetzen: «Ich denke, dass die Politik sich manchmal weniger einmischen sollte.» Sie sollte den Destinationen nicht vorschreiben, wie sie ihre Zusammenarbeit zu gestalten haben. Stattdessen sollte lieber daran gearbeitet werden, dass der Tourismus wieder zu einem beliebten Arbeitsort wird.


Dem stimmt Andreas Michel zu. Die Politik könne zwar Weichen stellen, «aber sie kann nicht alles regeln». Laut Theo Winkler (EVP) solle der Kanton einfach die «koordinative Arbeit» übernehmen. «Es soll nicht einfach punktuell gefördert werden, wichtig ist die Zusammenarbeit.» Im Kleinen wie auch im Grossen.
Beim Thema Tourismus darf die Grimselbahn nicht vergessen werden. Moussa Berger (Grüne) würde dort investieren: «Dort gibt es viel Potenzial, auf das aufgebaut werden kann.» Beispielsweise könnte die ÖV-Infrastruktur ausgebaut werden, damit die Bahn besser erreichbar ist. Unter anderem würde dies auch vom Bund finanziert werden. Theo Winkler: «Es ist auf eine Art auch ein Risiko, aber ohne Risiko gewinnt man nicht.»
Trift oder Grimsel?
Zum Schluss wirft das Podium noch einen Blick auf die Energie und deren Zukunft, besonders bezüglich der drohenden Stromlücke. Beat Kohler ist überzeugt: «Es braucht einen guten erneuerbaren Strommix.» Der Schwerpunkt liege dabei ganz klar bei der Photovoltaik. Zudem werde es auch Projekte wie in der Trift brauchen.


Bei der Trift sind sich die Kandidaten einig: Die Staumauer soll gebaut werden. Daniela Grisiger (SP) war sich am Anfang zwar nicht ganz sicher. Dann aber meinte sie: «Die KWO haben uns wirklich gut informiert.» Sie könne sehen, dass die Trift für eine Staumauer prädestiniert war. Beim Thema Energie gibt es für sie aber noch einen anderen wichtigen Punkt: «Wir müssen bewusster mit unserer Energie umgehen.»

Auch die Grimsel ist nicht wirklich ein Streitpunkt. «Sie soll nicht erhöht werden», sagt Beat Kohler. «Es gibt verschiedene andere Projekte, mit denen man die benötigte Kapazität erreicht.» Auch Daniela Grisiger ist sich sicher: «Wenn die Staumauer erhöht wird, zerstört sie das Landschaftsbild.» Für Ernst Kehrli (FDP) ist neben solchen Projekten auch die Forschung besonders wichtig: «Wir haben noch viele Möglichkeiten, Einsparungen zu machen.»

Neben den vorgegebenen Themen schwingt den ganzen Abend das Thema des Stadt-Land-Grabens mit. Die Kandidaten wollen die Bedürfnisse des Haslitals in die Stadt Bern bringen. Daniel Banholzer will versuchen, mit seiner Arbeit im Grossen Rat den Graben zu minimieren. Und auch Moussa Berger hat ein klares Ziel: «Meine Vision für den Kanton Bern: alle Kulturen, die wir haben, einzubeziehen.»

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf jungfrauzeitung.ch