Vom Holzstapel über den Brünig zur Holzkuh


Um 6.45 Uhr geht es los: Eine 25 Tonnen schwere Holzkuh soll von Lungern über den Brünigpass nach Hofstetten gebracht werden. Noch besteht das Tier aus einem Holzblock, der mehr oder weniger einer Kuh ähnelt. In den nächsten Tagen soll sich das ändern.

31 Hotelzimmer, eine Bäckerei, Seminarräume, ein Restaurant und eine grosse Schnitzwerkstatt für Klein und Gross – in Trauffers Erlebniswelt soll nichts fehlen. Selbstverständlich auch nicht seine bekannten Holzkühe. Bereits draussen begrüsst eine XXL-Version die Besucher und Besucherinnen.

In Trauffers Erlebniswelt soll nichts fehlen – auch nicht eine XXL-Holzkuh.

Warum aber überhaupt eine XXL-Holzkuh? «Eigentlich geht das zurück auf die Architektur», erklärt Marc Trauffer. «Vom Holzstapel zur Holzkuh» – das sei die Idee dahinter. Da der Holzstapel grösser wurde als anfangs gedacht, sollte – beziehungsweise musste – auch die Kuh grösser werden.

Denn: Dass eine Holzkuh vor seiner Erlebniswelt stehen sollte, das wusste er von Anfang an. «Eigentlich hatten wir zu Beginn ein kleineres Projekt geplant – eine Erlebniswelt ohne Gastronomie oder Hotel.» Aber schon damals sahen sie eine Kuh in ihrer Vision. «Damals war sie einfach noch etwas kleiner», meint Trauffer. Nur fünf Meter statt sieben Meter lang.

Vier bis fünf Wochen Arbeit

Eine sieben Meter lange Kuh. Der «Holzklotz» dafür wurde von der Neuen Holzbau AG in Lungern produziert und wiegt 25 Tonnen. «Wir machen zwar Holzkühe – aber nur in Miniaturform», meint Trauffer. Eine so grosse Kuh – und den dafür benötigten Holzklotz – musste er einfach «bei den Profis» machen lassen.

Die Holzkuh musste über den Brünig transportiert werden.

In der Schwingplatzkurve auf dem Brünigpass wurde dieser Holzklotz nun an ihn übergeben. «Wir haben rund vier bis fünf Wochen an dieser Holzkuh gearbeitet», sagt Bruno Abplanalp, Verwaltungsratspräsident der Neuen Holzbau AG. Auch für sie sei der Auftrag etwas spezieller gewesen: «Einige Bearbeitungsschritte führen wir normalerweise nicht durch.» Aufgrund der Grösse und des Volumens hätten sie sich aber teilweise anpassen müssen.

Über den Auftrag habe sich das Unternehmen aber sehr gefreut. «Das ist die grösste Massiv-Holzkuh weltweit», sagt Abplanalp. Mit fünf Metern Höhe, sieben Metern Länge und 2,4 Metern Breite stelle sie einen Rekord auf. «Wir haben uns sehr gefreut, dieses Projekt mit Marc Trauffer machen zu können», meint Abplanalp.

Marc und Brigitte Trauffer geniessen die Aussicht von der Holzkuh.

Für die Kuh ist die Reise aber noch nicht zu Ende. Nach einem heissen Kaffee geht es weiter: «Jetzt schauen wir, dass wir das «Tütschi» heil über den Brünig bringen», sagt Trauffer. Die Füsse befinden sich bereits vor der Erlebniswelt. Sobald die Kuh sicher darauf steht, kann mit den Feinheiten begonnen werden.

Flugo gibt der Kuh Form

Eine kurvige Fahrt später kommt die Kuh endlich in Hofstetten an. «Es war toll, mal wieder in einem Lastwagen zu sitzen», lacht Trauffer. Und wie es sich anfühlt, die Kuh endlich hier zu haben? «Stück für Stück setzt sich die Idee, die wir vor drei Jahren zu entwickeln begannen, zusammen.» Die – noch nicht fertige – Kuh sei hier, das Gebäude sei bald fertig, der Schriftzug hängt, Bäume wurden gepflanzt – «das ist ein richtig tolles Gefühl».

Felix Burch, der Lastwagen-Chauffeur, der die XXL-Kuh über den Brünig fuhr.

Und wie geht es nun weiter? «Nun kommt Flugo – der Schweizermeister im Motorsägen – um der Kuh Form zu geben», erklärt Trauffer. Danach werde die Kuh angemalt sowie Hörner, Ohren und Schwanz eingesetzt. Das Ziel: «Die Kuh soll so naturgetreu wie möglich aussehen.» Die Hörner seien zwar aus Metall, werden aber mit Leder überzogen, damit sie ihren kleinen Gegenstücken gleichen. Geplant ist, dass die Kuh in ungefähr einer Woche fertig ist.

Das Bretterhotel wie Trauffers Erlebniswelt werden am 4. Juni ihre Türen öffnen – die Vorbereitungen wie Bauarbeiten sind derzeit noch in vollem Gange. «Wir sind in extrem engen Schuhen», meint Trauffer. Sogar am Wochenende müsse teilweise gearbeitet werden. «Es wird eng – aber es wird fertig.»

«Für jede Familie einen Ausflug wert»

Was genau können die Menschen eigentlich von der Erlebniswelt erwarten? «Eine unglaublich bunte und verrückte Welt rund um Holz, Kühe, Wald, Spielen und Spielzeug», meint Trauffer. Der Musiker ist überzeugt: «Die Erlebniswelt wird für jede Familie einen Ausflug wert sein.» Die Vorfreude jedenfalls scheint gross: «Zu Betriebsbeginn sind wir schon beinahe ausgebucht.»

Die Holzkuh vom Lastwagen zu befördern, ist nicht gerade einfach.

Bevor alles in Betrieb genommen wird, muss aber zuerst die Kuh fertiggestellt werden. Kurz vor neun steht diese auf ihren vier Beinen – und wird prompt mit einer Flasche Champagner getauft. Da die Kuh nun steht, geht es an die Feinheiten – aus dem Holzklotz soll schliesslich eine XXL-Version der Trauffer-Kühe werden.

Ein paar Fakten
Länge: 7,0 Meter
Breite: 2,4 Meter
Höhe: 5,0 Meter
Glocke: 850 Kilo
Schwanz: Hanfseil, 135 bis 150 Kilo
Gesamtgewicht Holzklotz: 25 Tonnen

Dieser Artikel ist ursprünglich auf jungfrauzeitung.ch erschienen.

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