Am 3. und 4. Juni findet in Zürich das Finale vom Company Programme von Young Enterprise Switzerland (YES) statt. Von rund 200 Teams dürfen 25 ihr Mini-Unternehmen vorstellen und um den Sieg kämpfen. Auch das Gymnasium Thun stellte fünf Gruppen, eines davon kam nun in den Final – als einziges Team des Kantons Bern.
Chocolation – das Mini-Unternehmen der sieben Thuner Gymnasiasten und Gymnasiastinnen produziert Bruchschokolade. Das Sortiment wird immer wieder angepasst – auch an aktuelle Events oder Feiertage. «Beispielsweise brachten wir passend zum Muttertag eine neue Sorte heraus», erklärt Alessia Salzmann, CEO des Mini-Unternehmens. Meist handelt es sich dabei um Limited Editions, wenn die Sorte aber besonders gut läuft, wird sie auch in das Sortiment aufgenommen.

Auf die Idee der Bruchschokoladen-Produktion kam die Gruppe erst nach langer Suche. «Wir machten uns bereits vor den Sommerferien viele Gedanken dazu», meint Salzmann. Schnell war klar: «Wir wollen ein Konsumgut herstellen» – aber was?
Für die Gruppe war Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt. «Nachhaltigkeit wird heutzutage immer mehr gefragt – auch von den Kunden.» Mit diesem Kriterium ging es auf die Ideensuche. Von Duftstäben über Gemüsechips, die aus nicht verkaufbarem Gemüse hergestellt werden – einiges wurde verworfen. Bis sie am Ende auf die Bruchschokolade stiessen. «Die meisten Menschen mögen Schokolade – und auch wir waren begeistert von der Idee», erzählt Salzmann.
Produktion meistens am Wochenende
Die Schokolade beziehen sie aus einer Confiserie in der Umgebung, die Toppings stammen meist aus dem Bioladen. Finanziert wird ihr Projekt vor allem durch Partizipanden und aus der eigenen Tasche. «Wir verkauften Partizipationsscheine für je 15 Franken in unserem Umfeld», sagt Salzmann. Das bedeutet, dass die Menschen mit einem solchen Schein zwar einen Teil des Unternehmens besitzen, allerdings kein Mitspracherecht haben. Nur die sieben Gymnasiasten sind Aktionäre und dürfen somit bei Geschäftsentscheidungen mitreden.
Ein Unternehmen braucht aber nicht nur Geld, sondern vor allem auch Zeit. «Wir versuchen meistens, die Schokolade an einem Wochenende zu produzieren», sagt Salzmann. Dann können sie fünf bis acht Stunden arbeiten. «Wir hatten aber auch schon Tage, da produzierten wir elf Stunden lang.» An einem normalen Tag produzieren sie um die sechs bis zwölf Kilo. «Dann haben wir aber auch ein bisschen Vorrat», meint Salzmann.
Verkauft wird die Schokolade vor allem in ihrem direkten Umfeld. Allerdings findet sich auf ihrer Webseite auch ein Online-Shop, und sie bieten ihr Produkt immer wieder an Märkten an. Dort verkauft sich die Süssigkeit auch am besten. «Vor Weihnachten waren wir an einem Advents-Märit – dort waren wir nach ein paar Stunden ausverkauft.» Den Break-even-Point – der Punkt, an dem ein Unternehmen Gewinn macht – haben sie recht schnell erreicht. Auch im Freundes- und Familienkreis stossen sie auf Begeisterung: «Bisher mochten alle die Schokolade.»

Nun müssen sie sich nur noch anfangs Juni an der YES-Handelsmesse in Zürich beweisen. Am ersten Tag betreuen sie einen Stand mit ihrem Produkt, am nächsten müssen sie einen Pitch, ein Interview sowie einen kurzen Vortrag halten. Neben diesen Auftritten mussten sie zudem immer wieder Formulare für den Wettbewerb abgeben. «YES verlangte beispielsweise einen Business-Plan, Statuten, Geschäftsberichte und so weiter.» Für Chocolation scheint sich die Arbeit auf jeden Fall gelohnt zu haben.
«Haben immer eine Lösung gefunden»
«Wir können gar nicht in Worte fassen, wie glücklich wir sind, dass wir es in den Final geschafft haben», sagt Salzmann. «Wir haben immer weiter gemacht – trotz Startschwierigkeiten.» Von denen gab es einige: «Beispielsweise konnte kurz vor der ersten Handelsmesse die Packung nicht mehr geliefert werden.» Oder es gab bei der Schokolade Probleme. Die Gruppe gab aber nie auf – «wir mussten halt einfach immer etwas umorganisieren». Auch wenn es teilweise etwas knapp war: «Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.»

Wie steht es um die Erwartungen an den Final? «Bisher haben wir uns immer gesagt: Nur noch eine Runde weiter», meint Salzmann. Inzwischen wurde ihr Ehrgeiz aber «schon geweckt». Dennoch ist für sie noch immer am wichtigsten: «Wir wollen einfach unser Allerbestes geben.» Am Ende reiche es dann einfach so weit, wie es halt reiche.
Denn: Auch ohne Sieg hat sich das Projekt gelohnt. «Wir haben sehr viel dabei gelernt». Auch, was sie das nächste Mal besser machen können. «Ich würde auf jeden Fall die Startphase effizienter nutzen», meint Salzmann. Da sie zu Beginn noch keine grosse Ahnung hatten, wie das Ganze funktionieren soll, haben sie die Zeit nicht voll nutzen können. «Deswegen wurde es später etwas stressiger.»

Das YES-Projekt endet im Sommer. Wie aber sieht die Zukunft für Chocolation aus? «Momentan konzentrieren wir uns einfach auf die Handelsmesse», sagt Salzmann. Danach werde das YES-Projekt abgeschlossen – «beispielsweise müssen wir noch Zahlungen tätigen, wie die Rückzahlung der Partizipationsscheine».
Wie genau das Unternehmen weitergeführt werde, sei noch nicht klar. Aber: Es soll weitergehen. «Wir haben so viel Arbeit und Energie in dieses Unternehmen gesteckt», sagt Salzmann. Chocolation sei ihnen allen sehr ans Herz gewachsen. Wie häufig sie produzieren, wer genau was macht, ob die Gruppe genau so bestehen bleibt – das sind allerdings alles Fragen, die sie später klären wollen. Zuerst geht das Jung-Unternehmen an die Handelsmesse.
Dieser Artikel ist ursprünglich auf jungfrauzeitung.ch erschienen.